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Antifeminismus in der Sprache Teil 9

Der Tag des ersten Treffen der Selbsthilfegruppe war
gekommen. Und war mächtig aufgeregt. Ich habe mein bestes Kleid angezogen. Mein Vati hatte mir das Kleid gekauft, in Deutschland bei C&A. Ich mag Shopping sehr. Und jede*r kann in Deutschland besser shoppen, als bei uns zu Hause. Das ist schon so vor den Krieg mit Sicherheit gewesen und seit die Russen in meiner Heimatstadt Kiew einmarschiert sind, gibt es bei uns nur Not und keine Infrastruktur. Das Shopping gelingt in Deutschland besser. Aber leider bezieht mein Vati, da sie*er die Deutschen beinahe kaum versteht und deswegen arbeitslos ist, Arbeitslosengeld II. Der Regelsatz reicht gerade aus, um Fix-und Lebenshaltungskosten zu decken. Nicht nur deswegen beängstigt mich die Vorstellung in Deutschland bleiben zu müssen. Es ist so, dass ich auch in Kiew aufgrund des Homeschoolings durch Vati, der*die Lehrer*in ist unterrichtet wurde und keine Freund*innen haben durfte, weil bei uns zu Hause kaum kommunales Budget für Barrierefreiheit zur Verfügung stand und ich nicht wegen der Treppen auf eine Schule gehen durfte. Aber die Selbsthilfegruppe macht Spaß und ich konnte schon mit einem Mädchen sprechen. Allerdings ist sie Russ*in und auch mobilitätseingeschränkt. Was wird Papa nur zu Olga sagen. Ich habe Angst mit dem Fahrdienst nach Hause zu fahren, wegen Papas Reaktion.